Recap Pubcon 2015 und US Search Awards 2015
15. Oktober 2015Die Nominierung des Trisolute News Dashboard für die US Search Awards 2015 war für uns der Anlass auch an der parallel stattfindenden Pubcon teilzunehmen, die vom 6.- 8. Oktober in Las Vegas stattfand. Ich möchte einige der Vorträge, die aus meiner Sicht herausstachen (natürlich muss man bei acht parallelen Sessions immer eine Auswahl treffen) erwähnen und die Präsentationen auch verlinken, soweit sie zur Verfügung stehen. Darüber hinaus werde ich etwas zu den gut besetzten Keynotes sagen.
Die Pubcon begann mit Guy Kawasaki (@guykawasaki). Ein Sprecher, den man auch in Europa (z.B. auf der LeWeb) schon gesehen hat. Er war viele Jahre bei Apple und ist jetzt Chief Evangelist bei canva, einem Anbieter für Grafik-Software. Guy hat keine wirklich neuen Themen präsentiert: Relevanz von Avataren bei Social Media, wichtigste Regeln für eine Präsentation und Visitenkarten, sowie Empfehlungen für Posts in den verschiedenen sozialen Netzwerken. Klingt in der Aufzählung nur sehr mäßig spannend, fast langweilig. Allerdings war seine Keynote zu keiner Zeit langatmig oder langweilig, maximal fühlte man sich bestätigt, wenn man bei einem der diversen Themen alles schon so gemacht hat, wie Guy es empfahl oder sich ähnliche Gedanken gemacht hatte.
Was waren seine wesentlichen Aussagen?
- Achtet auf die Kongruenz Eures Avatars über die verschiedenen Social Media Angebote hinweg (da habe ich schon mal eine Baustelle) – der User macht nicht die Unterscheidung zwischen Business und privat oder andere subjektive Unterscheidungen. Das Avatar-Bild sollte von vorn beleuchtet sein und vor allem den Kopf zeigen. Familie, Tiere oder andere Dinge haben aus Guys Sicht auf dem Avatar-Foto nichts verloren (Na, wie sieht Euer Avatar-Foto aus?).
- Das Hintergrund-Bild sollte man dann dazu nutzen noch eine „Geschichte“ zu erzählen. Hier kann man zeigen, dass man kommunikativ ist, ein aktiver Mensch etc. Darüber hinaus sollte das Hintergrundbild das richtige Format für das jeweilige Netzwerk haben (hilft dabei vielleicht Canva ? :-))
- Generell war seine Empfehlung: Ihr wisst nicht, welches Netzwerk zuerst besucht und angesehen wird – der erste Eindruck bleibt haften. Dieser Eindruck sollte „likeable, trustworthy and competent“ sein.
- Guy´s Tipps und Empfehlungen bzgl. der Gestaltung von Visitenkarten („Evernote muss sie lesen können“) und Präsentationsfolien (max. 10 Stck., unbedingt schwarzer oder dunkler Hintergrund, …) schaut Ihr Euch am einfachsten in seiner Präsentation an. Bei diesen Themen waren meine „Aha-Momente“ überschaubar.
- Spannender fand ich die Message „Kommt bei einer Präsentation so schnell Ihr könnt zur Demo – wenn Ihr eine habt.“
Seine wesentlichen Themen rund um Social Media-Posts waren:
- Berücksichtigt das NPR-Modell
- Messt Euch an den Retweets und Shares
- Nehmt mindestens eine Grafik dazu (bei Twitter gehen mittlerweile vier) und
- Perfektioniert Eure Frequenz.
Dazu muss man sagen, dass Guy Kawasaki manche Tweets bis zu 8 mal (!) postet. Davon hat er den Zuhörern abgeraten, aber 3-4 mal hielt er für sinnvoll, da man zu verschiedenen Zeiten verschiedene Leute in den verschiedenen Zeitzonen (sicher bei einem weltweiten Netzwerk auch etwas ausgeprägter) erreichen kann.
Mein Fazit: Bekannte Themen – gute Details und sehr unterhaltsam vorgetragen. Schöner Einstieg in die Konferenz.
Guy´s slide deck findet Ihr hier: bit.ly/1LfKpoC
Mein erster besuchter Session-Slot hieß „Building Great Content” im Track Content Marketing. Hier fand ich den Vortrag von Stoney de Geyter (@stoneyD) „ How to Mine Your Own Mind For Great New Content Ideas” sehr gut, weil er mir verschiedene Punkte aufzeigte, bei der ich den kreierten Content noch nicht so systematisch und effizient nutze, wie es sinnvoll und möglich wäre. Seine konkreten Tipps zu effektiver Content Produktion waren u.a. folgende:
- Rewrite old blog posts
- Turn a comment into a full post
- Turn a tweet into a blog post (von 140 to 600 words)
- Turn one post into many posts for a new audience (reach different readers each time)
- Turn a presentation into a visual blog post
- Turn blog posts into presentations
- Publish an email response as a blog post
- Turn sales content into blog posts
Sein wichtigster Punkt war immer wieder: „ It´s a different audience every time”
Stoney´s Slides findet Ihr hier: ppmkg.com/minemind
Der nächste Session-Slot zu dem ich etwas schreiben möchte hieß “Finding the Facebook Influencers” von Dennis Yu (@dennisyu) und Michelle Held (@metrony). Die beiden beschäftigen sich mit dem Thema, wie man bei großen Personen- und resultierenden Datenmengen (z.B. 1,5 Mio. Fans eines Vereins) sinnvolle und getargetete Kampagnen in Facebook umsetzen kann. Sie beschrieben systematische Prozesse unter Verwendung von spezifischen Tracking Pixeln auf der Homepage, Berücksichtigung von LinkedIn und Twitter-Daten, um dann mit dem Facebook Business Manager gezielte Kampagnen aufzusetzen. Dennis Yu von Blitzmetrics hat einzelne Schritte des Verfahrens an Beispiel-Daten vorgesellt und ich war von der systematischen und analytischen Vorgehensweise bei jedem einzelnen Schritt sehr beeindruckt. Laut Dennis Yu kann man mit systematischer Analyse aus dem Facebook Business Manager Daten extrahieren, die bisher so nicht zur Verfügung standen. Leider steht seine Präsentation bisher nicht zur Veröffentlichung zur Verfügung, aber man findet bei Slideshare frühere Präsentationen von Dennis Yu.
„How to prove the value of SEO to C-Suites” von Erin Everhart (@erinever) und Anthony Robinson (@antrobbo): Die Frage, wie man SEO-Aktivitäten für das Top-Management verstehbar und greifbar macht ist immer wieder interessant und natürlich speziell für Inhouse-SEOs relevant. Bei der Session war das Verhältnis Inhouse SEOs – Agenturler ungefähr 50:50. Anthony Robinson beschrieb die Schritte, wie er in der Vergangenheit seinem Top-Management die Relevanz von SEO nähergebracht hat und wichtige Punkte dabei waren eine kurze und prägnante Präsentation, deutlicher Fokus auf Monetarisierung und die Möglichkeit des Top-Managements sich mit ein oder zwei Kennzahlen/Themen zu identifizieren. Sein Ziel war immer ein „Fear of Loss“ zu erzeugen, also die Angst des Top-Managements etwas vom bereits durch SEO-Aktivitäten Erreichten zu verlieren, wenn z.B. die IT etwas umstellte. Einige der Charts erinnerten mich daran, wie wir bei T-Online mit dem Thema umgegangen sind. Wer Jens Fauldrath schon zu diesem Thema gehört hat, hätte einiges bei Anthony wiedergesehen, obwohl sie sich wahrscheinlich gar nicht kennen oder die Charts des anderen nicht kannten.
Erin Everhart von Home Depot ergänzte mit Ihrer sehr engagierten und guten Präsentation die Aussagen und Erfahrungen. Bei Home Depot ist das Traffic-Verhältnis zwischen SEO und SEM 90:10 und das Budgetverhältnis genau umgekehrt 10:90. Sie erläuterte u.a. ihr Vorgehen mit dem Problem des time lags von SEO-Maßnahmen und nannte als eine Ihrer erfolgreichen Vorgehensweisen das Aufteilen von großen Aufgaben/Themen in kleine, verdaubare Häppchen für die dann einfacher Commitment und Budget zu bekommen ist. Auch die Erfolgskontrolle werde so einfacher und mit jedem kleinen messbaren Erfolg nimmt das Vertrauen des Top-Managements in das SEO-Team zu und ebenso die Bereitschaft weitere Maßnahmen umzusetzen oder die notwendigen Budgets zu vergrößern. Sie hat auch gute Erfahrungen mit dem Hinweis auf erfolgreiche Wettbewerber gemacht, um die Aufmerksamkeit des Top-Managements zu erhalten. Ihr Empfehlungen waren u.a.:
- Gebt Ihnen Informationen und nicht einfach Daten
- Schlagt konkrete, überschaubare Aktionen vor
- Keine Waschzettel und ultralangen Maßnahmen-Listen
- „Show what´s in it for them“
- Aber zeigt Ihnen den Keyword Planner. Den lieben Sie!
Als nächstes gab es die Keynote von Rand Fishkin (@randfish) „SEO in a two algorithm world“. Rand haben sicherlich viele schon gesehen und gehört. Er war amüsant und unterhaltsam wie immer. Seine Hauptthemen waren die stärkere Nutzung von machine learning in den Google Search Algorithmen und die aus seiner Sicht notwendige Veränderung im SEO. So gibt es neue Schwerpunkte im On-Site SEO (siehe erster Chart) und man sollte aus Rands Sicht in der SEO-Praxis neben den KPI für die Suchmaschine (Engines) auch die KPI der Suchenden (People) berücksichtigen (siehe zweiten Chart).
Rands Slides findet Ihr unter: bit.ly/twoalgo
Die Keynote von Duane Forrester (@duaneforrester) von Bing begann mit dem Hinweis der Relevanz der Generation Y/Millenials für die Zukunft des digitalen Marketing durch deren zunehmendes Vermögen, die immer weiter zunehmende Bedeutung der mobilen Daten und dem Hinweis auf die enorm zunehmenden Datenmengen und deren Bedeutung („Data is the new oil“). Duane sieht neben self-driving cars u.a. einen Trend zum Personal Digital Agent. Die Charts geben einen recht guten Abriss über den Vortrag.
Die letzte Keynote, die ich ausführlicher ansprechen möchte, war von Wil Reynolds (@wilreynolds). Ich hatte Wil noch nie vorher gehört und war von seinem Vortrag sehr begeistert.
Ausgehend von seiner These, dass kostenloser Traffic über SEO nur noch begrenzt verfügbar ist schlug Wil vor, eine andere Sicht einzunehmen. Ausgehend von der These“ People don’t buy products, they buy better versions of themselves” sei bei jeder Contenterstellung zu prüfen, ob der Content die Menschen „auf ein anderes Level bringt“. Die folgende Grafik kam mehrfach vor:
Es ging weiter über die Frage, die mir gut im Kopf blieb: „How much has Google bought from You and how much have People? “ hin zur Frage „How much time have you spent on what makes people buy?“
Generell komme es aus Sicht von Wil bei der Contenterstellung darauf an, Content zu erstellen, der es wert ist von Menschen angesehen und genutzt zu werden. Content, der ein Problem verstehen hilft oder hilft es zu lösen. Er schlägt daher vor, eher weniger Content zu produzieren, dafür aber darauf zu achten, dass er die gewünschten „Level up“-Effekte für eine bestimmte Gruppe Menschen hat. Mit dem Abschlußchart zeigte Wil die Frage, die man sich bei der Contenterstellung unbedingt stellen sollte:
Zusammenfassend war die Pubcon sehr interessant und wir haben viele gute Impulse bekommen. Die vielfältigen Eindrücke werden bei uns viele neue Ideen anstossen.
Ein Recap der Veranstaltung darf allerdings nicht zu Ende gehen, ohne die große Offenheit der Teilnehmer und den damit verbundenen Spaß am Networking zu erwähnen. Die großen Keynotes beginnen jeweils mit der Aufforderung sich drei anderen Teilnehmern vorzustellen und einen kurzen Small-talk zu führen. Das kommt einem als Deutschen erst komisch vor, aber am zweiten Tag ist es schon üblich. So wird gleich eine Hürde überwunden und tatsächlich war die Offenheit über die ganzen Tage sehr positiv zu spüren. Die Network-Events verstärken dies noch, so dass ich jetzt besser verstehe, warum die Pubcon-Organisatoren das Networking in Ihren Posts und Publikationen immer wieder erwähnen. Ich habe es als sehr positiv und angenehm empfunden und es hat Spaß gemacht.
Eingangs hatte ich erwähnt, dass wir wegen der Nominierung des Trisolute News Dashboard für die US Search Awards in der Kategorie Innovation nach Las Vegas gefahren sind. Die Preisvergabe fand im Rahmen der Pubcon in einem schönen Gala-Abend statt und natürlich waren alle wichtigen US-Agenturen und alle wichtigen Tool-Anbieter vertreten. Gewonnen haben wir leider (noch) nicht, aber wir gratulieren sehr gern Majestic, die diese Kategorie gewonnen haben. Für uns war es eine große Wertschätzung unserer Arbeit, in dieser Kategorie nominiert zu sein (wie übrigens auch für den SEMY in Deutschland und die UK Search Awards) und wir sind dadurch sehr motiviert, unseren Weg weiterzugehen und weiter mit aller Kraft für unsere Kunden zu arbeiten.